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Dies ist eine Episode der zweiten, surrrealen Geschichte aus dem 3. Teil ("Das Universum"). Es ist ungefähr das Jahr 1900, und alle bisher aufgetretenen historischen Persönlichkeiten haben zuvor gemeinsam eine Reise über den Atlantik gemacht. Im Bauch eines Segelschiffes haben sich sich noch einmal das Vergangene vergegenwärtigt, sich gegenseitig charakterisiert und ihrer unterschiedlichen Motivationen vergewissert, wegen derer sie auf dieser Reise sind.

Nun kommen sie an in der Neuen Welt, verlassen das Schiff und geraten schon am Pier in ein geschäftiges Treiben von, wie sich herausstellt, einer Filmcrew. Was daraufhin passiert, mag skurril erscheinen, und doch ist auch diese Episode ein Gleichnis gesellschaftlicher Entwicklungen und voller symbolischer Bezüge zu kollektiven Motivationen, geistigen Zuständen oder Eigenarten menschlicher Kultur zu dieser Zeit und in diesem Raum.

Dieser Ausschnitt aus dem Roman "der_wassermann" versinnbildlicht den kollektiven, geistigen Zustand der am Beginn des 20. Jahrhunderts lebenden Menschen. Er schafft Symbole und spielt ein ironisches Spiel mit den Verlockungen der Moderne und der Verlorenheit des Einzelnen. Die Inszenierung eines Films über diesen Roman ist nicht nur ein Hinweis auf die Tatsache, dass "der_wassermann" von seiner eigenen Entstehung erzählt, sondern auch ein Gleichnis über die kollektive Schaffung einer neuen, virtuellen Welt aus dem Geist der Angst heraus.

Und mit diesem Ausschnitt wird gleichzeitig auch der Beginn der Zukunft eingeläutet; einer Zeit, die scheinbar noch gar nicht begonnen hat, dessen Eigenheiten, dessen Wesen, sich jedoch in folgerichtiger Weise aus dem ergeben, was vorher war und was jetzt ist.

Alle hier auftretenden Personen handeln gemäß ihres tiefsten inneren Wesens - zumindest so wie ich mir als Autor deren tiefstes inneres Wesen habe vorstellen können.
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3. Teil ("Energie"), 3. Kreis ("Reaktion"), Seiten 469 bis 489:

"... Das Neue Gold ist -so wie alles- ein zweigeteiltes. Das liegt daran, dass man die Dinge aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten kann. Und das wiederum liegt daran, dass die Dinge zwei unterschiedliche Erscheinungsformen besitzen. Erst das macht sie lebendig.

Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts beginnt die Moderne, und alles an ihr ist zweigeteilt: Körper und Geist, Wunsch und Wirklichkeit, Individuum und Kollektiv, Neue Welt und Alte Welt, Ich und Es, Umwelt und Mensch, Schwarz und Weiß, Gott und Schöpfung, Wissenschaft und Religion, Staat und Volk, Sinn und Verstand.
Gleichsam sind natürlich auch das Sein und die menschliche Vorstellung davon zwei getrennte, unterschiedliche Dinge. Und zwar in der Art, dass der Mensch die Welt in seine Einzelteile zerlegt, dennoch aber glaubt, sie dadurch verstanden zu haben.
Es werden Dinge erfunden, Seelen erforscht, Kunstwerke geschaffen, Städte gebaut, politische Theorien formuliert, Wissenschaften revolutioniert, und allem ist gemeinsam, dass auf ihren eigenen Themengebieten ein großes, harmonisches Ganzes gebildet werden soll. Der Wunsch hinter all diesen Dingen ist es, das Eine, das Weltganze auszudrücken.
Und warum?
Weil die Welt in der Vorstellung der Menschen eben genau das nicht ist: ein Ganzes.
Doch was geschieht? Niemand versteht es.

Nun gibt es in einer zweigeteilten Welt natürlicherweise auch zwei Möglichkeiten, damit umzugehen, beziehungsweise aus dem Sachverhalt der eigenen Verblödung etwas zu machen. Zwar existieren noch mehr diesbezügliche Variationen, sozusagen unendlich viele. Jedoch stehen immer zwei davon miteinander in Beziehung; nämlich durch ihre gemeinsame Motivation. Beiden Möglichkeiten gemeinsam ist hier, am Ende des neunzehnten Jahrhunderts, der Wunsch nach Ruhm, Erfolg, nach Macht, Identität, nach Sein. Eben der Wunsch nach allem, was die Dinge ganz macht. Denn in einer fragmentierten, weltanschaulich, politisch, religiös oder sonst wie aus den Fugen geratenen Welt versucht ein Jeder, diesen eigenen Zustand der Zerrissenheit zu verändern.
So wird Neues Gold gemacht.
Konkret geschieht dies auf der Grundlage der beiden Erscheinungsformen von Lebendigkeit: Materie und Energie. Materie ist greifbar, messbar, findet seinen Ausdruck in den technischen Entwicklungen und wissenschaftlichen Entdeckungen im Verlauf des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts; im Warenverkehr und den diesbezüglichen vertraglichen Regelungen.
Thomas Alva ist der Allverbinder dieser Dinge. Doch auch er versteht das Wesen von Materie nicht, denn für ihn ist sie wie eine Droge.
Energie macht Materie erst greif- und messbar. Sie entpuppt sich als hinter den offensichtlichen Dingen wirkend; sie geht den Dingen auf den Grund. Leidenschaften, Krankheiten, Kunst, Musik, Sinnsuche oder Krieg sind Ausdruck unbewusster Motivationen.
Sigmund ist der Allverbinder dieser Dinge. Doch auch er versteht das Wesen von Energie nicht, denn für ihn ist sie wie eine Krankheit.

Nun gut, irgendwie sind wir von dem Holzkahn herunter gekommen und stehen alle zusammen auf dem langgestreckten Kai. Dunkler Teer fläzt sich unter unseren Schuhen die Mole entlang, und ebenso dunkel, sternenlos, wölbt sich auch das Himmelsgebäude über uns - obwohl schon längst der Morgen hätte grauen sollen.
Doch wir sind in der Zeit zurück geeilt.
Und nachts ist es dunkel in der Neuen Welt.
Außerdem fällt stetiger Nieselregen, es ist kühl, stinkt nach Fisch, Dieselöl und salzigem Brackwasser. Anfangs wissen wir nicht, wohin; orientieren uns nur schemenhaft und von einzelnen Lichtern geleitet. Denn einige Schiffe entlang des Piers sind noch erleuchtet, oder es glimmt mal hier, mal dort ein schwaches Gaslicht. Einige Hafenarbeiter haben in hüfthohen Metalltonnen ein Feuer entzündet, welches flackernde Schatten wirft an die Wände der angrenzenden Lagerhäuser, der ruhenden Schiffe; oder das von Zeit zu Zeit sogar die gewaltige, hoch aufragende Skyline der monströsen Stadt erahnen lässt.
Wir erhaschen Konturen unserer eigenen, oder einer anderen, entfernt stehenden, Gestalt, manchmal auch Blicke eines Gegenüber; wir orientieren uns in Raum und Zeit.
Eigentlich ist alles wie ein kompletter Neuanfang, ein Plan zur Realisierung des Urwunsches nach universeller Harmonie; und angelehnt an die eigene persönliche Geschichte als eine Reise vom Dunkel in das Licht.
Doch nachts ist es dunkel in der Neuen Welt. Auch hier.
Denn schließlich spüren wir, ein loses Grüppchen hier am Hafen, genauso wie auch die Unmengen von Migranten vor und nach uns, dass wir unseren beziehungsweise sie ihren Kopf mitgenommen haben auf diese Reise. Wir wollten alle entweder dem Schrecken entfliehen, oder wir wollten lernen, damit umzugehen - in beiden Fällen gilt, dass der Schrecken -zumindest gefühlt- Teil von uns selbst bleibt.
Verändern kann sich nur das, was vorher schon anders ist, bevor es sich verändert.
Also verändern wir -und alle anderen, die in diese Neue Welt wollen- nicht das, was ist, sondern das, was wir daraus machen. Wir sehen diese Welt als eine andere, weil wir sie als eine solche erwarten.
Wir sind hier aus freien Stücken.
Und das nicht, obwohl unser Herz noch immer das Gleiche fühlt.
Ganz im Gegenteil: Weil unser Herz noch immer das Gleiche fühlt.
Denn wir wollen es verändern.
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Nachdem sich meine Augen an die Düsterheit gewöhnen, bemerke ich, dass noch weitere Menschen den langen Anlegeplatz bevölkern. Der große Trubel der gemeinschaftlichen Ankunft scheint vorüber und fast alle Glücksritter, Wirtschaftsflüchtlinge, Kriminelle, Halbseidene oder Naive haben die Schiffe verlassen. Doch im blassen Flackern des Niesels blickt noch manch unschlüssiger Neuankömmling ängstlich umher, warten Familien, plärren Kinder, wird das eine oder andere Hanfseil am Poller gerichtet, geht hier oder da noch eine Kiste von Bord; oder es begrüßen sich Freunde, so dass auch gleich eine Flasche die Runde macht; tiefer im Schatten werden Unterkünfte, Huren, Waffen, Drogen feilgeboten; und ich kann es riechen: Es gibt das erste frische Brot des Tages.
Doch ich bemerke noch etwas Anderes; lediglich aus dem Augenwinkel, denn mein Blick folgt dem Geruch. Hier in der Dunkelheit haben sich aus unserer zwölfköpfigen Gruppe vier Untergruppen gebildet; das heißt jeder von uns hat sich in Anbetracht fehlender Sinneswahrnehmung auf seine Intuition verlassen und sich demjenigen angeschlossen, zu dem er selbst die stärkste emotionale Bindung hat. Wir stehen hier auf dem Kai also nicht alle einfach nur auf einem Haufen, sondern wir haben uns entsprechend unserer Charaktere geordnet:
Isaac, Wilhelm und René bilden ein Trio, sozusagen als Freunde von Logik und Evidenz. Ebenso stehen Immanuel, Eckhart und Bento zu dritt beieinander - denn sie sind die Schöpfer eines Glaubens aus dem Geist. Überraschend hat sich aber Martin zu Jakob, Hernán und Oliver gesellt - doch Bindung heißt nicht Liebe, und wer das Gute will, der muss zu denen gehen, die Böses tun. Georg jedoch hat sich davon gemacht, anstatt an meiner Seite zu stehen - dort, wo er eigentlich hin gehört, weil es einfach so ist. Er folgt -wie auch die Blicke aller Anderen- dem Geruch.
Schließlich unterbricht Jakob meine Gedanken:
„Okay“, sagt er.
„Wir haben einen Auftrag!“
Ich erschrecke, und wortlos höre ich Bento denken:
‘Wir sind der Auftrag.’
Doch so schlimm ist es nicht - auch wenn Oliver und Hernán erwartungsvoll in den nun langsam grauenden Morgen hinein grinsen. Denn der Kaufmann, der Pragmatiker, bleibt ruhig und erläutert trocken:
„Ich habe Hunger! Wo gibts das Brot?“
Zuerst lachen wir -so mancher auch erleichtert-, doch als sei es abgesprochen, setzen wir uns daraufhin alle gemeinsam in Bewegung. Langsam, wie ein Otto-Motor, dessen einzelne Zylinder zum Start noch unschlüssig sind, wer von ihnen nun beginnen soll, zögern auch wir noch und setzen nur zaghafte Schritte ins Halbdunkel.
Doch es ist tatsächlich wie ein Auftrag. Wir können nicht anders. Mit dem Anbeginn unserer Existenz erkennen wir uns selbst, und alles, was wir tun, ist eine -ebenso an die Umwelt angepasste- Reaktion darauf. Wie das Gespür für das Wesentliche, gepaart mit der -in diesem Fall humorvollen- Reflexion dieses Gespürs. Und dann geht es los.
Schon nach einigen Metern sehen wir Georg, wie er sich mit einem Mann unterhält und nickend von einem großen Brotlaib abbeißt. Die Beiden stehen neben einem -zu dieser Zeit- neumodischen Automobil; einem schwarz lackierten, langnasigen Lastentransporter mit hölzerner Ladefläche, von welchem durch zwei weitere Männer freigiebig Backwaren verteilt werden. Dort hat sich eine große Traube von Menschen versammelt, wild grunzend und gestikulierend. Zwischen ihnen versuchen einige ältere Damen, mit Hingabe und Inbrunst kleine Broschüren oder Zettel an den hungrigen Mann zu bringen. So gibts zum Brot auch gleich die Botschaft.
Krumme Deals und krumme Brote, Egoismus und Altruismus; in der Neuen Welt trifft sich die Alte.
Und von weit über dem Meer verwandelt die aufgehende Sonne den dunkelgrauen, noch fast schwarzen Himmel in hellere Farbtöne. Schon gleich werfen die Schiffe neben uns ihre großen Schatten über den Kai, und in einem sanft aufsteigenden Nebel wirkt die gewaltige Skyline der Stadt wie ein Dämon, wie die Angst hinter den Dingen an sich.
Der Nieselregen bleibt dennoch der gleiche.
Genauso wie auch unser Kopf noch immer auf dem Rumpf sitzt.
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Dann stärken wir uns; mehr weltlich denn geistig, und sogar Wilhelm beißt ab vom Brot, bevor sein Hirn zu versiegen droht. Für ihn ist die Reise zur Erkenntnis immer auch ein Kampf mit sich selbst. Doch selbst sein Gelübde, das Leben in Armut zu leben, ergibt nur einen Sinn, wenn diese Armut, die Armut Christi, auch satt macht.
‘Danke’, denke ich und kaue. Dann trinke ich etwas von dem schrecklichen Kaffee, der hier für jeden bereit steht und mit Hilfe von Suppenkellen aus einem metallenen Bottich in die ebenfalls schon vorhandenen, bruchfesten Becher gefüllt wird.
„Das ist schön. Hier ist sogar die Nächstenliebe ganz professionell organisiert“, sagt Georg und spült sich das Brot mit etwas von der wässrigen Brühe hinunter.
Wir stehen wieder alle beieinander. Einmal -und aus unserer eigenen Unsicherheit heraus- haben wir uns zu kleinen Entitäten einsamen Fühlens getrennt; dann finden wir wieder zusammen - diesmal aus Gründen einer gemeinsamen Urmotivation: Nahrung, also Leben. Ob nun geistig oder weltlich.
„Da kann ich Ihnen nur zustimmen“, kommentiert Hernán, an Georg gewandt. Doch der Spanier schränkt ein:
„Allerdings nicht was die Nächstenliebe angeht. Ich meine vielmehr das Organisatorische an diesem Land. In meinem realen Leben hat es mich ja mehrmals hierher verschlagen, wenn auch etwas weiter südlich. Aber ich freue mich, dass die Errungenschaften des Abendlandes jetzt auch hier Früchte tragen.“
Der Eroberer grinst stolz in seinem Brustpanzer, dem kurzen Rock und seinen weißen Strumpfhosen. In der aufgehenden Sonne glänzen stumpf die Blutspritzer auf seiner Kleidung und lassen ihn wie einen Vogel erscheinen.
El párajo malo.
„Das ist allerdings sehr beeindruckend“, meldet sich noch einmal Jakob zu Wort. Er wischt sich den Mund mit einem seidenen Taschentuch ab und steckt dann den Rest seines Brotes in eine der großen Taschen seines grünlich schimmernden, schweren Mantels. Für schlechte Zeiten. Auch wenn die für ihn persönlich niemals kommen werden. Aber er kann die vertrockneten Krümel ja auch später noch wegschmeißen.
Oder weiter verschenken. Das ist dann die größtmögliche Arroganz.
Also fügt der Kaufmann hinzu:
„Auf dieser Grundlage sollte es ein Leichtes sein, zu dem Neuen Gold vorzustoßen und sich gewinnbringend daran zu beteiligen.“
Nun grinst auch er. Und mit seinen großen, groben und dennoch weichen Händen, dem kantigen Gesicht und der goldenen Mütze darüber sieht er aus wie jemand, in dem der Wunsch zur Wirklichkeit wird.
„Sie meinen die Grundlage der Nächstenliebe?“, fragt ihn Wilhelm, kaut derweil und schaut wie abwesend auf den Boden. Derart wirkt er mit seiner kreisrunden Tensur um die Glatze und dem braunen Habit wie ein dumpfes Behältnis für den noch immer nieder gehenden Regen; wie eine schlanke Regentonne.
Doch auch er grinst, und so kommentiert Jakob:
„Das finden Sie witzig, was?“
Daraufhin schaut der Franziskaner auf und entgegnet dem Kaufmann:
„Ganz und gar nicht. Ich bin beschämt von Ihrem Eigennutz.“
„Was Sie nicht sagen!? Sie sind ein Heuchler!“, keucht Jakob.
„Sie tun gerade so, als wären Sie ein Heiliger. Dabei geht es Ihnen doch nur um Ihr eigenes Seelenheil und um das Ihres Ordens. Genauso wie den scheinbar so altruistischen Damen und Herren dort drüben.“
Er weiß sich zu wehren. Und mit einem strafenden Blick schaut er hinüber zu den älteren Frauen, die nun, nachdem das Brot alle ist, vermehrt Zettel mit religiösen Botschaften an die Umstehenden verteilen.
„Sie sind doch der Heuchler!“, blubbert plötzlich Martin. An Jakob gewandt, mit vollem Mund und vor lauter Aufregung auch noch leise rülpsend. Doch wie ein Baum steht er neben uns. Denn in dem Mönch wird das Brot und der Wein Christi tatsächlich wieder zu Fleisch und Blut.
Na gut, in Martins Fall wohl eher das Bier Christi.
„Auch Ihnen geht es um Ihr Seelenheil. Allerdings haben Sie offenbar vor, es sich kaufen zu wollen“, sagt er.
Dann unterbricht Immanuel den aufkommenden Streit:
„Meine Herren, ich bitte Sie!“
Wie ein kleiner Junge steht er am Rand unserer Gruppe und blickt nachdenklich auf das Brot, welches er in der Hand hält. Er erklärt:
„Wir stehen hier am Ufer einer Neuen Welt, werden gleich zur Ankunft beschenkt, und Sie streiten sich darüber, wer an diesem Geschenk wohl den größten Anteil hat. Das ist an Selbstgerechtigkeit nicht zu überbieten!“
Und nachdem der kleine Philosoph dann doch abbeißt, weist er uns zurecht:
„Nehmen Sie dieses Geschenk an! Machen Sie selbst Eines! Und dann lassen Sie uns auf die Suche gehen nach diesem ominösen, diesem Neuen Gold!“
„Genau!“, pflichtet ihm René bei.
„Sie sind ein Mann der Tat. Das schätze ich. Allerdings wissen wir ja noch nicht einmal, was dieses Neue Gold eigentlich ist.“
Er hat einige Brotkrümel im Bart und kratzt sich nachdenklich an seiner großen Nase. Danach sind die Krümel auf seinem schwarzen, schweren Mantel.
„Exakt, mein Herr“, stimmt auch Isaac zu und fragt:
„Also, wo ist dieses Neue Gold. Und was ist Es überhaupt?“
Doch niemand von uns antwortet, alle blicken ratlos umher. Und so plätschert leise der Nieselregen, während in der Ferne ein Schiffshorn dumpf ertönt und danach trachtet, den aufsteigenden Nebel vollends hinfort zu blasen.
Ich höre Bento denken:
‘Das Neue Gold ist hier. Wir sind das Neue Gold.’
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Und im selben Moment schreit jemand über die Hafenmole als sei der Tag des Jüngsten Gerichts gekommen und gibt damit eine zweite Antwort:
„ENERGIE!“
Gleich darauf gibt es einen lauten Knall, und ein schnell anschwellendes, lautes Summen erfüllt die Luft, als würde der Ton im Nieselregen von Tropfen zu Tropfen springen. Dann blitzt es, sirrt und brutzelt es, und mit einem Schlag ist es so hell wie im Inneren einer Glühbirne.
Gleißende Lichter erstrahlen, heller als die Sonne; Generatoren brummen.
Wir alle zucken, blinzeln und grunzen. Nicht wenige Brote fallen vor Schreck auf den nassen Asphalt, während Oliver und Hernán die Schwerter zücken und Jakob sich schutzsuchend zwischen die beiden Kämpfer stellt.
Schnell beißt er nochmal ab.
Martin auch.
Wir Anderen scharen uns zusammen wie ein Schwarm Fische.
Und plötzlich herrscht helle Aufruhr um uns herum. Menschen laufen vorbei, aus dem vorherigen Halbdunkel kommend; ein Stimmenbrei erschallt, ebbt ab und schwillt wieder an wie die Tide im Meer; Kisten werden verschoben und Handwagen gerollt, Knoten gelöst und Schrauben gelockert; die Menschentraube am Automobil löst sich auf, so spontan wie sie gekommen ist, und die Damen mit ihrer frohen Botschaft sammeln das Papier wieder auf.
„SIND WIR SOWEIT?“
Erneut kreischt die Stimme, wie aus einer Welt hinter dem Licht, und ich blicke mich um.
Verwirrt und aufmerksam; jedoch nicht ängstlich. Ich kann niemanden erkennen. Doch ich bin es mittlerweile gewohnt, ungewöhnlichen Situationen ausgesetzt zu sein.
Und schließlich verdient der Unbill des Lebens noch immer ein Lächeln.
Dennoch blendet das Licht. Es erhellt einen weitläufigen Bereich rund um uns herum und erstrahlt aus vielerlei Quellen. Vom anliegenden Lagerhaus, dem Schiff neben uns, von Stativen, die -zuvor unsichtbar- den Kai bevölkern - genauso wie einige andere, seltsam anmutende schwarze Kästen, die auf Stelzen, Leitern oder Gerüsten montiert sind.
Die nunmehr überall herum schwirrenden Menschen treffen sich zu kleinen Gruppen, reden, tauschen Papiere aus, kämmen sich die Haare. Es wird getuschelt und genickt, mit den Schultern gezuckt oder geschwiegen.
Zwei Männer fegen den Dreck vom Pier und hinein in das Wasser.
Nicht nur wir, jeder scheint hier einen Auftrag zu haben.
Langsam spüre ich, was an diesem Ort passiert. Es könnte etwas ganz Anderes sein, als das, was wir erwartet haben. Schließlich ist das hier die Neue Welt.
Dann sehe ich jemanden auf uns zukommen. Es ist ein großer, wohlbeleibter Mann mit akkurat gestutztem, grauen Vollbart und einem braunem Anzug. Er wird wie von Scheinwerfern verfolgt, eine natürliche Autorität, denn alle Leute machen Platz - und suchen dennoch seine Nähe.
Noch einige Meter entfernt, erkenne ich ihn als Sigmund, den Formulierer des Unbewussten.
„Meine Herren!“, begrüßt er uns mit seinem melodiösen Wiener Dialekt, nachdem das Rote Meer der Menge sich vor ihm aufgetan und bis zu uns hindurch gelassen hat.
„Würden Sie sich bitte bequemen, auf Ihre Plätze zu gehen?!“
Sigmund ist stattlich, gepflegt, mit einem strengen Blick, dem Traurigkeit, ja fast schon Sehnsucht innewohnt. Uns jedoch strafen seine Augen mit einer bissigen Verachtung, aus der eine tiefe innere Enttäuschung spricht, die er vielen seiner Nächsten früher oder später angedeihen lässt. In Verbindung mit seiner Autorität, seiner Sprache und seinem Ausdruck spiegeln sich hier die Widersprüche und Zwiespälte seiner Persönlichkeit.
Wir spüren, wie sämtliche Scheinwerfer seiner Person bis zu uns gefolgt sind und nun wir im gleißenden Rampenlicht stehen. Immanuel gelingt es als Erstem, einen vernünftigen Gedanken zu fassen:
„Welche Plätze?“, fragt er den erbosten Psychologen. Die Beiden stehen sich direkt gegenüber, denn Immanuel ist am Rand unserer Gruppe positioniert, schon allein auf Grund seiner Größe. Mit einem fiesen, ironischen Grinsen blickt Sigmund auf den kleinen Philosophen hinab, der ihm kaum bis zur goldenen Gürtelschnalle reicht.
„WOLLEN SIE MICH VERARSCHEN, SIE ZWERG?!“, schreit er, zuckt aber gleich darauf und nur leicht mit seiner Oberlippe, so als hätte sein Unterbewusstes etwas gegen diese Art von Beleidigungen. Trotzdem lässt er sich noch zu einer kleinen Stichelei verleiten:
„Und überhaupt: Was wollen Sie eigentlich hier? Wir sind doch nicht im Zirkus!“
Dann zieht er ein Seidentaschentuch aus der Tasche seiner Anzugjacke und tupft sich damit nervös über die Stirn. Derweil beteiligt sich auch Oliver an dem Disput:
„Ha, ha, ha!“, lacht der Engländer laut.
Immanuel jedoch bleibt entspannt. Er weicht lediglich einige Zentimeter zurück, fasst sich an seinen Hut und fragt ein weiteres Mal:
„Welche Plätze?“
„Na gut“, antwortet ihm Sigmund nach einer Weile. Er hat sich scheinbar beruhigt und richtet seine hellbraune Krawatte.
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„Ich möchte Ihnen gerne zu Gute halten, dass erstens die Produktion von Filmen noch eine sehr neue Industrie ist und dass Sie zweitens vermutlich nicht aus diesem Land stammen - denn dies hier ist ja ein Einwandererland. Waren Sie vorher überhaupt schon mal im Ausland?“
Diesmal ist es Hernán, der sich ein Lachen nicht verkneifen kann:
„Ha, ha, ha. Que chistoso!“
Doch auch nun bleibt der Philosoph, der Königsberg niemals verlassen hat, sehr entspannt; denn er verzieht keine Miene.

„Egal“, bemerkt der Wiener Psychoanalytiker dazu. Dann sagt er:
„Ich erkläre es Ihnen noch einmal: Wir drehen an diesem Ort einen Film, und Sie sind als ein Darsteller engagiert; übrigens wie Sie alle hier.“
Er blickt auf, über Immanuel hinweg und einmal in die Runde. Dann fährt er fort:
„Dieser Film erzählt die Geschichte eines Traumes. Er spielt sozusagen im Unterbewusstsein eines Menschen. Dort treffen sich im Rahmen einer Reise durch die Zeit eine Vielzahl von Menschen und diskutieren miteinander. Das können Sie sich doch vorstellen? Sie wissen, was ein Traum ist? Sie können sich eine Reise durch die Zeit vorstellen? Und Sie wissen auch, dass der Mensch so etwas wie ein Unterbewusstsein besitzt?“
Sigmund räuspert sich, und als Immanuel weiterhin nur unbeteiligt schaut, ergänzt der Psychologe:
„Sie Gnom!“
Doch schließlich reagiert Immanuel:
„Ha, ha, ha! Gnom! Ha, ha, ha! Sehr lustig! Wie treffend!“
Dann beruhigt der Philosoph sich genauso schnell wieder, wie sein Ausbruch von Humor gekommen ist. Er sagt:
„Was allerdings Ihre Fragen angeht: Nun ja, man könnte sagen, die Ergründung des Unterbewussten ist meine natürliche Profession.“
„Wunderbar!“, kommentiert ihn Sigmund.
„Dann sind Sie sicher auch mit Ihrer Rolle vertraut. Sie spielen Immanuel, den großen Philosophen“, sagt der Wiener, und bei dem Wort ‘großen’ muss er kurz schlucken, um nicht laut aufzulachen. Die notwendige Atempause danach nutzt der kleine Königsberger und unterbricht:
„Ich spiele nicht Immanuel, ich bin Immanuel!“
Dann streicht er sich den Rock glatt und richtet seinen Hut. Sigmund reagiert anfangs überhaupt nicht. Er steht da, lässt seine recht schmalen Schultern hängen und starrt sein Gegenüber -besser gesagt: Gegenunter- fassungslos an. Dann dreht er sich schlagartig um und schreit:
„THOMAS!“
Wir blicken alle nur auf seinen Rücken und sagen kein Wort. Zu skurril erscheint die Szene.
„THOMAS!“
„KOMME SCHON, CHEF!“, ertönt es aus der Menge vor uns, und alsbald erscheint ein zweiter Mann zwischen den vielen Menschen.
„Wo haben Sie diese Typen her? Aus der Irrenanstalt?“, begrüßt ihn Sigmund.
Thomas lächelt. Dann schaut er sich kurz um und antwortet:
„Sorry, Chef. Das sind nicht meine Jungs.“
„Was!? Nicht Ihre Jungs? Was erzählen Sie da?“
„Ich wollts Ihnen schon vorhin sagen. Aber dann sollten ja alle erstmal ‘was essen“, versucht Thomas zu beruhigen. Er trägt einen Blaumann und ein graues Hemd darunter. Aus den Seitentaschen seiner Arbeitskleidung schauen Schraubendreher, Zange, Kabelbinder. Aus dem Brustbehältnis ragt ein Lötkolben.
„Meine Jungs komm’n später“, ergänzt er und dreht dabei einen kleinen, fein gearbeiteten Holztrichter zwischen seinen Fingern. Der Amerikaner hält ihn sich an ein Ohr, während Sigmund grunzt:
„Was?! Später?“
Derweil verzieht Thomas sein Gesicht und nimmt das Hörgerät wieder von seinem Kopf. Missmutig zieht er den Schraubendreher aus einer seiner Taschen und schraubt an dem kleinen, dunklen Apparat. Dann nickt er.
„Und wer sind dann diese, nun ja, Jungs hier?“
„Verzeihung?“, fragt Thomas und blickt nun auf von seinem Tun. Gleichzeitig hält er sich das justierte Gerät wieder an sein Ohr. Derweil wird Sigmund ungeduldig:
„Sind Sie schwerhörig, mein Freund? Wer sind diese Leute hier?“
Nun lässt auch der amerikanische Erfinder seine schmalen Schultern hängen.
„Ja“, sagt er und schaut beleidigt. Er steckt den Schraubendreher wieder ein.
„Und wer diese Leute hier sind, weiß ich auch nicht!“
Nun stehen wir alle zusammen ziemlich ratlos da: Wir, die Neuankömmlinge, Sigmund, der Psychoanalytiker und Regisseur einer Verfilmung meiner eigenen Geschichte, und Thomas, der Erfinder und wohl auch technische Leiter dieses Filmprojektes. Um uns herum haben sich -wieder einmal- Grüppchen gebildet, die tuschelnd, tratschend und zum Teil noch von dem Brot abbeißend die Szene begutachten, so als wäre der Film, an dem sie mitarbeiten, gerade lebendig geworden. Was er tatsächlich ja auch ist.
Das gleißende Licht ist mittlerweile nicht mehr einfach nur blendend hell, sondern es erwärmt gleichsam auch die Luft und den Kai, auf dem wir stehen, so dass sich einige von uns den Schweiß von der Stirn wischen. Und dampfend steigt der Nieselregen wieder auf von dem dunklen Teer.
Währenddessen löst Sigmund seine Krawatte und schaut sich um. Schützend hält er die Hand vor seine Stirn. Dann schüttelt er mit dem Kopf. Es ist, als würde er das, was nicht sein kann, an dem zu messen versuchen, was ist. Doch keiner der angekündigten Darsteller, keiner der Jungs, erscheint.
Also wird in ihm, dem Erforscher des Unterbewussten, das, was nicht sein kann, zu dem, was ist. Er interpretiert das Unbekannte neu und macht es dadurch evident.
Das ist wie Filme-Drehen oder Bücher-Schreiben: Man gibt der Phantasie Gestalt; man erzeugt vom Bild, das man sich vom Bild der Welt macht, ein neues Bild.
„Nun gut, meine Herren. Wer sind Sie, und was wollen Sie hier?“, fragt Sigmund schließlich und wendet sich dabei wieder ein Stockwerk tiefer; er blickt Immanuel an.
Der kleine Philosoph jedoch bleibt auch dieses Mal gelassen; er hebt seinen Stock und zeigt damit in meine Richtung: „Fragen Sie diesen Herrn dort drüben. Das hier ist sein Film, nicht meiner.“
Er scheint das neue bildgebende Medium sehr schnell verstanden zu haben. Ich grinse in Anbetracht der gesamten Situation, aber auch aus Unsicherheit.
„Ah!“, stößt Sigmund aus und grinst nun selbst.
„Es gibt also einen zweiten Regisseur. Das ist interessant.“
Und während er die wenigen Schritte auf mich zukommt, bemerke ich, wie Jakob, Hernán und Oliver in ein Gespräch vertieft sind. Sie fragen sich, ob Sigmund der Schlüssel zu dem Neuen Gold ist. Damit symbolisieren sie hier die herrschsüchtige, gewalttätige und negierende Komponente von Sigmunds eigenem Charakter. Diese Komponente reagiert reziprok, also rückschlüssig, auf den eigentlichen, produktiven, lebensbejahenden Teil seines Ichs und beeinflusst damit dessen Wirkung und Werk.
„Guten Tag“, unterbricht mich der selbst zwiegesspaltene Entdecker des Zwiespaltes.
„Jan, nicht wahr? Zumindest wenn mein Unterbewusstes mich nicht täuscht“, sagt er und reicht mir die Hand. „Das tut es nicht. Niemals“, bemerke ich.
Dann schütteln wir uns die Hände, und unter seinem weichen Druck verspüre ich einen festen Knochenbau. Sein Blick ist hart, fast streng, doch in seinem weißen Bart schlummert der Sanftmut.
„Ich beginne zu verstehen...“, spricht er leise. Doch anstatt diese kurze Kontemplation weiter auszuführen, streckt er seinen Arm aus und sagt:
„Das ist Thomas, der technische Leiter dieses Projekts.“
Und während Sigmund sich gedankenverloren in seinem weißen Bart spielt, kommt der Erfinder zu uns herüber. „Nennen Sie mich Al“, sagt er mit einem umherschweifenden Blick, so als wolle er damit der ganzen Welt seinen Namen verkünden.
Seinen wirklichen Namen.
Dann nickt der Amerikaner und grinst.
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So wie mittlerweile fast alle hier; sogar die umstehenden Statisten, Mit- und Zuarbeiter. Lediglich die drei Kämpfer für die eigene, egoistische Vorstellung von Gott verweigern sich dieser humorvollen Reaktion auf ihr Unverständnis. Sie zucken mit den Schultern -zumindest soweit man das unter den Metallrüstungen von Oliver und Hernán erahnen kann- und schauen sich ratlos an.
Keiner von ihnen ist sich sicher.
Vielleicht ist auch Thomas Alva, Al, das Neue Gold.
Im Rahmen der universellen Evolution des Geistes, also auch des menschlichen Bewusstseins, bedeutet dies nicht, dass die Drei dumm sind. Es bedeutet lediglich, dass in ihnen noch keine Vorstellung von dem ist, was man heute Unterbewusstsein nennt. In ihnen ist diese Zweiteilung noch Eins.
Sie besitzen Geist, und dort wirkt Gott. Zwischen diesen beiden Welten gibt es keinen Unterschied, denn sie sind diejenigen, die in der Weltgeschichte diesen Unterschied erst herbei führen; von seiner Existenz können sie noch nichts wissen.
Dann schauen die Drei umher - immer noch ratlos. Denn das, was sie im Geiste suchen, können sie -da sie ihr eigenes Unterbewusstsein noch nicht kennen- nur im Anderen entdecken. Und das ist auch der Grund, warum sie in ihrem realen Leben die eigene, innere Zerrissenheit lösen wollen, indem sie Kriege entweder selbst führen oder andere dazu drängen, dies zu tun.

Schließlich steht der Elektriker direkt vor mir, und wir schütteln uns die Hände.
„Sehr erfreut.“
Wir nicken beide.
Er ist etwas größer als ich, alt, und die Reste seiner weißen Haare sind sorgsam über die kahlen Stellen seines Kopfes gekämmt. Sein Händedruck ist weich wie der von Sigmund, jedoch ohne den knochigen Kern. Stattdessen fühle ich eine unbestimmte Festigkeit wie Wasserdruck und ein sanftes Kribbeln auf der Haut, so dass ich für einen Moment fast glaube, einen Stromschlag zu bekommen.
Er lächelt und wirkt in seinem Blaumann wie ein pensionierter Hausmeister. Unwillkürlich schaue ich mich um und frage mich, wovon:
‘Vom Filmstudio, dem Hafen, der Stadt? Vielleicht ist er sogar der Hausmeister von ganz Amerika.’
„Womit kann ich dienen?“, fragt er mich, während er zuerst mir in die Augen blickt, dann jedoch erneut sein Hörrohr fokussiert, welches er noch immer in seiner Hand dreht wie ein kleines, ein Miniatur-Karussell. Und als ich nicht sofort reagiere, sondern noch immer der Frage nachhänge, wessen Hausmeister er nun ist, tritt Jakob zu uns heran.
Er sagt:
„Mit Verlaub, mein Herr. Aber wir sind auf der Suche nach dem Neuen Gold.“
Er reicht Al die Hand, doch dieser schaut erst einmal unschlüssig zwischen mir und dem Kaufmann hin und her, bevor er den Gruß erwidert. Dann beschäftigt er sich erneut mit seiner kleinen technischen Neuerung und spricht, leise und nach unten blickend:
„Das Neue Gold...“
Dann schaut er Jakob in die Augen.
„Das ist kein Problem“, sagt er.
„Wenn sie sich an der Vermarktung meiner Erfindungen beteiligen möchten, können wir sofort Nägel mit Köpfen machen. Meine Anwälte haben entsprechende Verträge vorbereitet, die Nachfrage ist vorhanden und ebenso der Vertrieb schon organisiert. Was die technische Realisierung angeht, können sie sich auf mich und die Vielzahl meiner Mitarbeiter verlassen. Das Konzept steht. Das Einzige, was fehlt, sind Sie!“
Als Lippen werden flach und seine Wangen rot. Erwartungsvoll blickt er den Augsburger Kaufmann an. Jakob greift sich an seine goldene Mütze, so als müsste er befürchten, dass sie von der Kraft dieses Angebots einfach hinfort geblasen wird.
„Was meinen Sie?“, fragt er.
„Was soll ich schon meinen?! Sie haben das Geld, ich habe die Ideen. Zusammen verändern wir die Welt!“
Nun ist es Thomas Alva, der Jakob die Hand entgegen streckt. Dieser jedoch zögert noch und sucht Blickkontakt mit seinen beiden Begleitern, Hernán und Oliver. Ich spüre, wie die Soldaten unter ihren Rüstungen wieder einmal mit den Schultern zucken.
Also gibt Jakob seinem Unverständnis Ausdruck:
„Das ist schön und gut, verehrter Herr Al. Aber was hat das denn mit dem Neuen Gold zu tun?“
„Das kann ich Ihnen erklären“, antwortet der Amerikaner.
„Bei dem Neuen Gold handelt es sich um Elektrizität. Beziehungsweise handelt es sich dabei um deren Nutzbarmachung. Ich erfinde ja nicht die Elektrizität an sich; diese ist eine der Natur innewohnende Kraft. Genau genommen sind es zwei Kräfte: Strom und Magnetismus. Ich stelle lediglich die technischen Gerätschaften her, die diese Kräfte nutzen.“
Für einen Moment ist es ruhig; nur das sanfte Plätschern des Wassers an der Piermauer begleitet die Stille. Irgendwie hat sich die allgemeine Interessenlage geändert, und auch ich freue mich über die Auflösung des Rätsels von dem Neuen Gold. Sogleich treten auch die anderen Mitglieder unserer Gruppe näher heran.
„Der Natur innewohnende Kraft...“, sinniert daraufhin Isaac und fragt:
„Sie meinen doch nicht etwa Gott, den vegetativen Geist?“
„Seien Sie nicht kindisch!“, maßregelt ihn Jakob auf der Stelle und wendet sich wieder Thomas Alva zu:
„Erklären Sie uns das.“
Nun stehen wir alle beisammen; auch Sigmund schaut gespannt in die Runde.
„Verehrter Isaac, ich meine mitnichten Gott. Das ist nicht mein Geschäft. Was ich meine, zeigt sich zum Beispiel in der Kraft, die sich in einem Blitz entlädt. Das ist in etwa so, wie die Phänomene, die Sie mit Ihren optischen Instrumenten erforschen: Strom ist ähnlich dem Licht, welches Sie mit Hilfe von Linsen, Prismen oder Ähnlichem in bestimmte Bahnen lenken und damit einem -ebenso bestimmten- Zweck zuführen. Ich lenke die elektrischen Kräfte mit Hilfe von Leitungen in bestimmte Bahnen und mache sie so an jedem beliebigen Ort verfügbar. Und zudem entwickle ich Gerätschäften, die Elektrizität nutzen, um wiederum andere Gerätschaften anzutreiben, Informationen auszutauschen oder -um bei Ihrer Profession zu bleiben- Licht zu machen, wenn es dunkel ist.“
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„Das ist wie Gott“, kommentiert Bento, allerdings sehr leise und wohl eher zu sich selbst. Und auch René kann sich eine Bemerkung nicht verkneifen:
„Isch ‘atte Rescht“, sagt er, grinst und spielt mit seinem Schnurrbart.
„Die Welt ist eine Maschine.“
Doch schon gleich darauf kommen ihm in seiner Selbstgerechtigkeit die ersten Zweifel, und er schränkt ein:
„Nun ja, vielleicht ist die Welt doch keine Maschine. Aber die Menschen machen eine Maschine daraus.“
„Und warum?“, fragt Immanuel und blickt dabei auf zu dem bartzwirbelnden Franzosen. Eigentlich ist das eine rhetorische Frage, denn der kleine Philosoph kennt selbst die Antwort, möchte sie auch gerne geben, überlässt jedoch zuerst einmal etwaigen Anderen den Vortritt. Dieser Andere ist dann aber unerwarteter Weise Al:
„Warum was?“, will er wissen und richtet seinen Blick vom Hörrohr zu Immanuel; in etwa gleiche Höhe.
Georg lacht. Auch ich muss grinsen, doch René bleibt ganz entspannt:
„Sie machen die Welt zu einer Maschine; beziehungsweise besteht das Wesen der Welt für sie aus ihrer Funktionalität und Zweckgebundenheit. Warum?“
Georg lacht noch einmal. Er bemerkt, laut atmend:
„Mit Verlaub, verehrter René, aber Sie haben doch damit angefangen.“
Und während der junge Dichter grinst und sich -fast schon in ironischer Weise- an seinem adoleszenten Bartflaum spielt, wirkt der französische Philosoph ein wenig beleidigt. Dennoch schluckt er, denkt nach und sagt dann:
„Nun ja, verehrter Georg, da haben Sie wohl Recht. Die Vorstellung von so etwas wie einer Welt, die man als Maschine begreifen kann, beginnt tatsächlich mit meinen Arbeiten. Allerdings, und das ist entscheidend, versuche ich damit nicht, Gott oder sein Handeln obsolet, sondern ganz im Gegenteil dessen Wirken verständlich zu machen.“
„Exakt“, stimmt ihm Isaac zu und sagt:
„Irgendwie geht es immer um Gott; ob nun aus religiöser oder aus wissenschaftlicher Sicht.“
„Mir ist Gott egal“, kommentiert Al die verschiedenen Reaktionen auf seine Erklärung.
„Hauptsache er mischt sich nicht in mein Geschäft ein.“
„Genau“, möchte nun auch ich mich an dem Gespräch beteiligen. Ich sage:
„Es ist doch völlig unerheblich, ob es einen Gott gibt oder nicht. Was wirklich interessant ist, ist doch die Frage, wie wir Gott -oder dessen Nichtvorhandensein- interpretieren. Es geht gar nicht so sehr darum, ob der Urgrund allen Seins ein Höheres Geistwesen ist, welches mit seinem Tun einen bestimmten Zweck erfüllt. Es geht vielmehr darum, diese Vorstellung von einem Höheren Geistwesen zu hinterfragen und abzugleichen mit dem Wissen, welches die Menschheit seit der Entwicklung dieser Vorstellung zusätzlich dazu angesammelt hat. Und zwar ohne deshalb die Mystik der Naturerscheinungen aufzugeben - denn diese sind ja schließlich auch. Es geht um eine komplette Neuinterpretation.“
„Sehr schön“, kommentiert mich Bento, doch Al hat nun genug vom Philosophieren:
„Papperlapapp!“, stößt er aus.
„Das ist doch dummes Geschwätz! Wem wollen Sie denn gefällig sein? Gott oder den Menschen? Es geht doch darum, dass man mit dem, was man tut, auch erfolgreich ist. Nicht mehr, aber ganz bestimmt auch nicht weniger!“
Jakob grinst zustimmend, und die Rüstungen seiner beiden Krieger klappern vor Glück.
Auch wir anderen schweigen nun. Als pragmatischer Einwand lassen sich die Worte des Elektrikers schwer widerlegen. Bis Immanuel mal wieder etwas zu sagen hat:
„Verehrter Al, Sie verwechseln Selbstgefälligkeit mit Altruismus.“
Auch jetzt kommentiert niemand diesen Satz, doch Thomas Alva hat seine eigene Methode, mit Widerständen umzugehen:
„Bitte?“
Dann hält er sein selbstgebautes Hörrohr seitlich an seinen weißhaarigen Schädel und ergänzt:
„Ich habe Sie nicht verstanden.“
Aber auch Immanuel geht seinen eigenen Weg.
„Das haben Sie sehr wohl, mein Herr“, spricht er, wie immer sehr leise.
„Sie wollen es nur nicht verstehen.“
Ich grinse schon, denn Thomas fragt:
„Was?“
Neben mir höre ich Georg schmunzeln, während Immanuel ruhig bleibt:
„Na gut, dann drücke ich es eben anders aus: Sie glauben per se schon, dass Sie mit einem Dienste für sich selbst auch gleichsam der gesamten Menschheit einen Dienst erweisen. Das ist sozusagen der Kategorische Imperativ ohne die intellektuelle Leistung, die diesen erst ermöglicht. Im Grunde ist das erwachsen gewordene Infantilität ohne moralisches Lernen.“
Nun bleiben alle erst recht still - bis auf das plätschernde Wasser. Doch der Amerikaner wird wütend:
„Wollen Sie mich verarschen, Sie Gnom? Wenn hier einer eine Leistung vollbringt, dann bin ja wohl ich das!“
Sein großer Körper zittert, und auch seine weichen, roten Wangen flattern fast. In Als Mundwinkeln sammelt sich der Speichel.
„Wahrscheinlich sind Sie sogar Kommunist! Aber auch das ist mir scheißegal!“
Er ist -biologisch gesprochen- einer dieser Silberrücken, die die amerikanische Geschichte prägen: groß, autoritär, charis- und dogmatisch, am ganzen Körper behaart.
Doch auch Sigmund gehört in diese Kategorie. Er ist die europäische Variante davon: diplomatisch, sprachbegabt, widersprüchlich, charismatisch - und meist genauso behaart.
Der Nervenarzt hat nun offenbar genug von seiner Kontemplation und unterbricht das aus dem Ruder laufende Treiben:
„Meine Herren! Beruhigen Sie sich!“
Beschwichtigend hebt er beide Arme. Und sagt dann:
„Wir wollen doch hier alle gemeinsam arbeiten, nicht wahr?“
Alle raunen zustimmend, und sogar Al wischt sich den Mund ab.
Der Elektriker beruhigt sich vorerst und nickt, denn für ihn bedeutet Arbeit Erfolg. Und Erfolg bedeutet Sein.
Schließlich setzt Al Prioritäten.
Al möchte sein.
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Denn in der Neuen Einsamkeit der Neuen Welt -die ein Teil ist der dynamischen Sinnlosigkeit der maschinisierten Moderne- fühlt sich dieser Einzelne als nichtig, als seinslos, wenn er nicht Teil der Gemeinschaft und somit der maschinellen Dynamik ist.
So wird der Einzelne, der Einsame, als Teil der Gemeinschaft, zum Zweck, den er dort erfüllt. Er wird zu einem Teil der Maschine, die er entwickelt.
Denn jeder hat ein Wesen. Und dieses Wesen will sein, weil es lebendig ist. Schafft sich der Mensch eine Maschine, um Wesen zu haben, muss er wie eine Maschine denken - ansonsten könnte er nicht sein.
Für Al ist das alles kein Problem.
Doch -und das ist die Moral von der Geschichte- die Moral einer Maschine ist ihre Funktionalität.
Mehr nicht. Allerdings auch nicht weniger. Denn sie ist kein Hass; nur Egalität.

„Ich denke, ich muss einmal hier mehrere Dinge erläutern, bevor wir uns in einem Streit verlieren und niemand mehr den Anderen versteht“, fährt daraufhin Sigmund fort.
Und plötzlich blicken alle auf den Psychologen.
Denn alle wollen wissen:
Was hat es außerdem noch auf sich mit dem Neuen Gold?
Allein der Strom kann es doch nicht sein.
Sigmund jedoch streicht sich mit den Fingern durch den weißen Bart, dann mit weltmännischer Lässigkeit durch sein sorgsam zum Scheitel gekämmten Haar; und wenn seine Augen, wie jetzt, nichts Bestimmtes fokussieren, wirkt der stechende Blick, als wäre er komplett nach innen gerichtet. Scheinbar genießt der Wiener Psychologe diesen Moment von Macht durch Intellekt.
Derweil nickt Immanuel, denn als ein Meister der Gesprächsführung spürt er, was sein Gegenüber wünscht. So ist ihm Zustimmung gewiss, ohne Überzeugungsarbeit leisten zu müssen. Also kommentiert er leise, aber hörbar, die vorherigen Worte von Sigmund:
„Das wäre schön. Denn schließlich bin ich der Überzeugung, dass die Begriffe des Goldes oder des Reichtums etwas mit unserer Vorstellung von ihnen zu tun haben; dass materieller Gewinn, dass das Haben, so etwas wie ein Abbild dessen sind, was wir uns auf der Ebene des Gefühls, des Seins, darunter vorstellen oder auch davon versprechen. Es geht mir dabei -wie so oft- um das, was wir in die Dinge hinein denken; nicht so sehr um die Dinge an sich. Denn die Dinge an sich erkennt man erst wirklich, wenn man erkennt, dass man -dadurch, dass man sie erkennt- etwas in sie hinein denkt.“ „Ich danke Ihnen. Auch wenn Sie eigentlich niemand gefragt hat“, bemerkt Sigmund verächtlich und an Immanuel gewandt; also nach unten, fast schon nach innen. Er beginnt erneut:
„Doch das nämlich ist genau mein Anliegen: Ich untersuche, woher die Dinge stammen, die wir in die Dinge hinein denken - und ich glaube, dass wir die Probleme, die dadurch entstehen, dass wir Dinge anders interpretieren als sie sind, lösen können, indem wir zuerst einmal uns diesen Sachverhalt vergegenwärtigen.“
„Ganz genau“, pflichtet ihm der kleine Denker noch einmal bei, ohne auf Sigmunds herablassende Art weiter einzugehen. „Als einen solchen Anfangspunkt erwähne ich deshalb diese Besonderheit des menschlichen Bewusstseins auch schon im Vorwort eines meiner Bücher.“
Die Beiden lächeln sich an.
„Wie schön. Dann sind wir uns ja einig“, seufzt Sigmund, als er bemerkt, dass es nicht möglich ist, mit Immanuel zu streiten.
Doch dieses Mal ist es Al, der das Gespräch unterbricht:
„Wunderbar, meine Herren!“, stößt er aus mit einem ironischen Grinsen.
„Kommen Sie endlich zur Sache! Was wollen Sie uns denn so wertvolles vermitteln, verehrter Sigmund?“
Und nach einem kurzen Atemzug präsentiert er sogar eine Alternative:
„Oder vielleicht sollten wir stattdessen unser Drehbuch für diesen Film schnell noch einmal umschreiben. Wie wärs jetzt mit einer Kussszene für Sie beide?“
Dann stemmt er seine Hände auf die Hüftknochen und lacht verächtlich:
„Ha, ha, ha!“
Thomas ist immer Silberrücken. Er muss selbst die Entscheidungen treffen, und manchmal gefährdet die Harmonie der Anderen diese egozentrierte Form von Macht.
Wie als musikalische Begleitung klappern noch einmal die Rüstungen freudig, und sogar einige Leute der umstehenden Filmcrew lachen; noch zögernd, doch sogar leises Klatschen ist zu hören für diesen, einer billigen Vorabendserie angemessenen Witz.

Es stehen mittlerweile so an die dreißig, vierzig Menschen um uns herum.
Noch immer brennt das Licht, noch immer brummen die Trafos, brutzelt elektrischer Strom, noch immer verdampft der leichte Regen; nun schon, bevor er den Boden erreicht.
Es ist eine von Elektrizität, von Öl und von Maschinen erhellte und erwärmte Szenerie; ein Kunstprodukt, und manch ein Matrose mag von oben auf dem Schiff neben uns neugierig hinab schauen wie auf ein wildes Tier. Er würde nichts sehen außer einer von Licht heller als taghell erleuchteten, bunten Traube von Menschen, die von anderen, nicht so bunten, Menschen umringt werden.
Nichts weiter.
Und vielleicht würde bis auf ein paar Gesprächsfetzen nicht einmal ein nennenswertes Geräusch zu ihm vordringen. Er würde auch nicht unbedingt wissen, worum es sich dort unten handelt.
Doch jeder Matrose, und auch jeder andere Mensch in Europa und der Neuen Welt, weiß um das Jahr neunzehnhundert herum von der Macht der Maschinen, von der sprichwörtlich automobil gewordenen Welt, weiß vom Ende der Nacht durch die Kraft des elektrischen Lichts, von Zeitungen, die scheinbar so schnell gedruckt werden, dass die Dinge, von denen dort berichtet wird, noch gar nicht geschehen sind.
Es ist eine Euphorie in dieser maschinell gewordenen Welt. Alles spielt zusammen, greift ineinander, funktioniert miteinander, wirft Erträge ab, und der Einzelne muss nicht mehr einsam sein, wenn er ein Zuarbeiter für die Arbeit der Maschinen und der juristischen Personen ist, die diese Maschinen steuern.
Der Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ist geprägt von Geschwindigkeit, die deshalb so schnell ist, weil es vorher immer langsam war. Nach Milliarden von Jahren der Evolution des Lebens kommen, ganz plötzlich, fünfzig davon, in deren Verlauf die gesamte Welt- und Selbstwahrnehmung einer Spezies, des Menschen, die sozialen, politischen, wirtschaftlichen, spirituellen und sämtliche anderen denkbaren Dimensionen deren Daseins, des Seins an sich, hinfort geblasen und von einem Kunstprodukt ersetzt werden.
Sie werden ersetzt von der Funktionalität und Zweckgebundenheit der Maschinen, die sich die Menschen selbst geschaffen haben. Die der Natur innewohnende, harmonische Ordnung, welche als Kreislauf Tod und Leben umfasst, wird eingetauscht gegen eine lineare Ordnung, die gar nichts umfasst, weil sie nur A mit B verbindet; weil sie nicht fühlt. So gibt der Mensch am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts sein Sein aus der Hand.
Euphorie ist die eine Reaktion der Menschen auf den Verlust der Ordnung von allem, was lebt. Denn sie ist Ausdruck der Illusion von einer neuen Ordnung, die genauso harmonisch ist wie die naturgegebene.
Und die Funktionalität erweckt diesen Anschein, weil sie den Einzelnen reich macht.
Sie funktioniert.
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Leider funktioniert sie auch ohne den Menschen.
Deshalb ist die Hysterie eine zweite Reaktion auf den Verlust der natürlichen Ordnung und in Anbetracht dieser neuen, maschinellen Ordnung auch ein adäquater Reflex.

Und falls dort oben auf dem Schiff tatsächlich ein Matrose steht -den ja niemand von uns sehen kann, weil das Licht so blendet- dann schaut er nach unten und denkt beim Anblick dieses Kreises im Kreis vielleicht tatsächlich an so etwas wie ein wildes Tier.
Und wäre er selbst nicht so geblendet, dann würde er in sich genauso ein wildes Tier erkennen.

„Sehr witzig“, kommentiert Sigmund den Kalauer von Al.
„Ich hatte immer meine Zweifel, Sie als den technischen Leiter dieses Films zu engagieren. Aber die Produzenten wollten es ja so.“
Mit seinem stechenden, diesmal gleichsam vorwurfsvollen Blick, aber auch mit leicht geöffnetem Mund -so als würden seine hängenden Mundwinkel den Unterkiefer ein wenig mit nach unten ziehen- schaut der Wiener dem Amerikaner in die Augen.
Dieser jedoch verzieht keine Miene. Stattdessen schiebt er seine Hände in die Hosentaschen und grinst. „Wie schön. Das habe ich geahnt. Deshalb bin ich ja nicht nur technischer Leiter, sondern auch der Produzent dieses Films - und, wie Sie schon sagen, mein Wille zählt.“
In diesem Moment geht ein Raunen sowohl durch unsere Gruppe als auch durch die der umstehenden Zuschauer. Ich selbst versuche weiterhin, den Überblick zu behalten, während mein Blick so viel wie möglich auf einmal von der Szenerie fokussieren möchte und mein Geist das Gleiche tut.
‘Der Produzent, Geldgeber und Leiter des Projekts. Nun ist also Al die Nummer Eins’, denke ich.
‘Zuerst hat er eine Situation geschaffen, die er als scheinbar nur sekundär Beteiligter so auch von innen beurteilen kann, und im entscheidenden Moment -in dem die Weichen für Erfolg oder Misserfolg gestellt werden- nimmt er die Kontrolle an sich.’
„Das ist perfide!“, echauffiert sich Sigmund.
„Sie sind ein ganz durchtriebener Charakter; um nicht zu sagen: hinterhältig!“
Der Psychologe ist außer sich. Ihm entgleitet seine Macht. Nicht nur die Macht über sich selbst, denn diese empfindet Sigmund als untrennbar verbunden mit einer universellen, einer Weltmacht. Sein massiger Körper schwankt und schüttelt sich. Fast möchte ich glauben, seine missionarische Euphorie wandelt sich in Hysterie. Doch nach einigen schweren Atemzügen kommt er zur Ruhe, und ich spüre, wie er nach Worten ringt.
Währenddessen hat Thomas Alva wieder sein Höhrrohr gezückt und spielt selbstverliebt mit diesem Gerät des Ausgleichs eigener Schwächen. Er hat es nicht nötig, nach Worten zu ringen; das tun seine Anwälte für ihn. Er sagt, ganz einfach: „Sie sind gefeuert!“
Dann schaut er in die Runde, ob auch wirklich alle Anwesenden noch anwesend sind. Denn das ist der Pool, aus dem er schöpfen möchte: Die Macht des Einzelnen zur freien Entscheidung gebündelt im Kollektiv als universelle, als Weltmacht. Verbunden durch Elektrizität.
Nach einem Moment der fast völligen Stille, in dem mir scheint, sogar das Wasser hätte aufgehört zu plätschern, nicht jedoch die Transformatoren zu brummen, lacht Sigmund:
„Ha, ha, ha! Gefeuert! Ha, ha, ha!“
Wieder schwankt sein Körper, schüttelt sich, und diesmal reckt er zudem beide Arme flehentlich zum Himmel. „Gefeuert!“, schreit er.
„Ich!? Gefeuert!?“
Der Analytiker atmet, keucht, fährt sich wie wild durch seine zuvor noch glattgekämmten Haare, so dass diese sich empor recken wie die Hörner des Teufels.
Schließlich senkt er die Hände wieder, grinst, fast ein wenig dumm, und schaut mit glänzenden Augen umher. Dann hat er seine Fassung wieder erlangt. Er streicht sich genüsslich durch seinen Bart und sagt:
„Sie können mich nicht feuern. Ich bin Ihr Unterbewusstes.“
Dann lacht Sigmund noch einmal; nicht mehr so hysterisch, eher euphorisch. Und wieder geht ein Raunen durch die Menge; beziehungsweise durch die zwei Mengen: innerer Kreis und äußerer Kreis.
Das Raunen ist die Schnittmenge.
Und auch Al scheint beeindruckt. Er steckt sein Hörgerät wieder in die Tasche, runzelt die hohe Stirn. Mit einem irritierten Blick auf die hochstehenden Haare seines Gegenüber sagt er:
„Da haben Sie vermutlich Recht, mein Freund.“
Dann grinst er, denn letztlich macht Al mit Jedem Geschäfte; auch mit dem Teufel.
Und als ein waschechter Diplomat stellt er noch eine rhetorische Frage:
„Ich darf Sie doch als einen Freund bezeichnen, nicht wahr? Denn schließlich lernt man sich ja erst durch eine gepflegte Feindschaft richtig kennen und auch schätzen.“
Einige Schritte entfernt klappert Oliver -in Anlehnung an seine eigene Geschichte- mit der schwarzen Rüstung, und auch der Wiener Psychologe kommentiert das unbedingte Erfolgsdenken des Amerikaners: Er zuckt mit den Schultern.
Derweil fährt der pensionierte Hausmeister fort:
„Was nun aber Sie, also mein Unterbewusstes, angeht, kann ich Ihnen Folgendes sagen: Es ist unerheblich.“
Der Erfinder möchte weiter dozieren, doch nach einem erbosten Blick von Sigmund hebt er beide Arme wie zur Abwehr, lächelt noch etwas gequält und schränkt ein:
„Verzeihen Sie, Sigmund, damit meine ich beileibe nicht Sie persönlich. Verstehen Sie mich nicht falsch. Was ich meine, ist mein Unterbewusstes. Dieses ist unerheblich. Schließlich geht es für mich einzig und allein darum, dass die Dinge funktionieren.“
Und als Sigmund nun endlich reagiert, indem er -mit der Hand am Bart- stumm nickt, spricht Thomas weiter:
„Wissen Sie, Sigmund, ich bin der, der ich bin. Ich will, was ich bin, und ich bin, was ich will. Deshalb kommt bei dem, was ich tue, auch das heraus, was ich damit bezwecke. Meistens zumindest. Aber genau deshalb sind etwaige Verstrickungen, die ich mit meinem Unterbewusstsein eingehen könnte, vielleicht nicht nur unerheblich, sondern sogar kontraproduktiv.“
Nun schaut Sigmund auf aus seiner Kontemplation - welches Al als Zustimmung wertet.
Der Psychologe nickt sogar, trotzdem sagt er:
„Sie verstehen die Bedeutung meiner Arbeit leider nicht. Es geht bei dieser Sache nicht darum, ob Ihnen Ihr Unbewusstes gefällt oder nicht. Es geht darum, dass Sie eins haben! Das Unbewusste ist so etwas wie Energie, denn es setzt Dinge in Bewegung. Dadurch ist es überall. Und ich -als Symbol für dieses, Ihr Unbewusstes- kann nicht gefeuert werden, denn ich bin nicht nur ein Teil von Ihnen, sondern ich bestimme dadurch auch Ihr Handeln - mindestens weil ich entwicklungsgeschichtlich der ältere Teil Ihres Bewusstseins bin und damit verursache, was Sie glauben zu wissen. Ich habe Ihnen -wenn Sie so wollen- soeben gerade gesagt, dass Sie mich feuern sollen.“
Thomas Alva schluckt, und für einen Moment erstarrt sein Grinsen. Bis seine Wangen schließlich wieder weich werden. Dann spricht er langsam und betont:
„Nun ja, für Sie mag ja der menschliche Geist grundsätzlich so etwas wie Energie bedeuten - weniger so etwas wie ein Problem oder eine Krankheit. Die meisten Menschen jedoch spüren eine Art Ablehnung, wenn es um ihr eigenes Unbewusstes geht. Doch -um bei der Energie zu bleiben- auch meine Arbeit hat etwas mit Energie zu tun. Nur vielleicht in einer anderen Form. Und ebenso wie Sie beschäftige auch ich mich schon seit Kindesbeinen an mit dem, was in meinem Geist vor sich geht. Allerdings weniger in einer Art, in welcher ich mich frage, ob ich ein Problem habe und welchen Stellenwert meine eigene Sicht auf die Dinge dabei hat - sondern vielmehr in dem Sinn, dass ich die Dinge, die sind, nicht verstehe, bevor ich sie nicht auch selbst erschaffen kann. Dabei ist es völlig unerheblich, ob diese Dinge nun in mir oder anderswo sind. Für mich besitzt jedes Ding Energie, und deshalb können die Dinge über ihre Energie miteinander verbunden und in Bewegung versetzt werden; das ist einfach nur eine physikalische Tatsache und entbehrt seiner unterbewussten Dimension.“
„Sie sind ein Ignorant!“, beschwert sich Sigmund und fährt sich noch einmal durch seine Haare. Doch Thomas Alva fragt nur:
„Warum?“
„Weil Sie die Beweggründe für Ihr eigenes Tun ignorieren. Sie fragen sich nicht, warum Sie die Dinge tun, die Sie tun.“
„Warum?“
„Warum was?“
„Warum ignoriere ich die Beweggründe meines Tuns?“
„Ja, meine Güte, woher soll ich denn das wissen!? Es sind doch Ihre Beweggründe!“
„Na, sehen Sie...“
„Was sehe ich?“
„Dass Sie es selbst nicht verstehen!“
„Was verstehen?“
„Dass Sie nichts verstehen, verdammt nochmal!“
„Blödsinn!“
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So geht es weiter. Noch eine ganze Weile. Und viele von den umstehenden Zuschauern erfreuen sich an dem Gezanke. Ein ständiges Raunen erfüllt die feuchte Luft am Kai, ähnlich dem Brummen der Transformatoren; manch einer feuert die Kontrahenten mit Zurufen an, der Eine oder Andere verlangt nach Handgreiflichkeiten, und nicht Wenige haben sich irgendwo schon einmal ein Bier besorgt.
Hernán, Jakob und Oliver positionieren sich unterdessen hinter Al, grinsen, kramen umständlich einige Münzen aus ihren Rüstungen respektive Mänteln und werfen sie den Streithähnen zwischen die Füße.
„Blut!“, schreit der Engländer und hebt sein Schwert, so dass einige der Umstehenden erschrecken und zurück weichen. Der Lordprotektor lacht jedoch nur und gibt seinem Witz noch einen Sinn:
„Möge der Gottesfürchtigere gewinnen!“
Und so streckt auch Hernán sein Schwert empor und ruft:
„Gold!“
Derweil schaut Jakob seine beiden Krieger an und schüttelt mit dem Kopf.
„Ich!“, grunzt er, denn er hat verstanden, worum es geht.
Doch Thomas und Sigmund scheint das nicht zu stören:
„Was?“
„Wo?“
„Wieso ich?“
„Warum nicht?“
Ich schaue mich um. Dieses Mal nicht, weil ich die Situation unter Kontrolle halten möchte. Dazu ist es sowieso zu spät. Dieses Mal, weil ich im Anschluss an diese, der außer Kontrolle geratenen Situation, eine neue Situation erwarte und eben genau jene schon im Vorfeld kontrollieren möchte.
Mein Geist tut das Gleiche.
„Genau!“, sagt er; respektive Georg. Denn der junge Dichter ist schließlich Sprachrohr meines Geistes. Als jemand, der ich gern sein möchte, mich aber nicht traue, ist er der Urgrund meiner inneren, meiner geistigen Dynamik.
Georg grinst.
„Gibt’s hier auch Brezeln? Zu diesem Kampf - da wäre mir ein Snack ganz recht“, ruft er laut und fröhlich.
Dann hebt er seine rechte Hand freundlich zum Gruß - in Richtung der drei Kämpfer für die gerechte Sache: Jakob, Oliver und Hernán. Und wieder einmal spüre ich, dass mein Alter Ego anders in die Welt hinaus geht als ich es jemals tun würde.
Er grinst.
Und so hat auch er, mein Alter Ego, die Situation unter Kontrolle; die Jetzige und die Kommende: Er gibt dem Zwist noch Ansporn, dem Streit noch Feuer; dem Widerspruch schenkt er den Unsinn und jedem Nein die Ablehnung.
So weiß er, was passiert:
„Warum?“
„Warum nicht?“
„Warum doch?“
„Warum?“
Nichts von Belang. Gerade im Streit entscheidet sich, dass eben genau jener, der Streit, nicht von Belang ist. Und exakt das bemerken nun auch Immanuel und Isaac. Der Engländer sagt:
„Mein Gott, wenn das so weiter geht, dann haben wir unser Ziel verfehlt. Keine unserer Ideen findet einen fruchtbaren Boden, denn jeder möchte nur für sich selbst Recht behalten.“
„Exakt“, stimmt ihm der kleine Königsberger zu. Er steht gleich neben mir und schaut auf zu seinem Vorangeborenen - welcher allerdings nach einem Kopfschütteln lediglich seine Perücke wieder richtet.
„Und es nicht so, dass einer von den Beiden Unrecht hätte. Ganz im Gegenteil: Beiden ist die Wahrheit gewiss. Sie möchten nur nicht alleine damit sein.“
„So ist es“, stimmt Isaac zu.
„Nach so vielen Jahren der Suche nach dem Einen, dem Ganzen, Lebendigen, stellen wir fest, dass dieses Eine gar nicht Eins sein kann, weil es ansonsten nicht wäre. Es muss zumindest Zwei sein.“
Und als der Deutsche dem Engländer wohlwollend zulächelt, ergänzt dieser, wie zum besseren Verständnis eines über die Zeit hinweg konstant gebliebenen kulturellen Egoismus:
„Spräche nicht aus jeder Lehre, mindestens seit zweitausend Jahren, auch ihr alleiniger Wahrheitsanspruch, ein Entweder Oder; würde nicht jeder Monotheismus aus der Unität Gottes genau ein ebensolches Dogma der Alleinigen Gültigkeit ableiten; hätte die Wissenschaft nicht aus dem gleichen Grund den Begriff der Evidenz in sich entworfen und in die Welt gestreut, Gott genau jene Evidenz entzogen und alle übrigen Fragen einer Stochastik des Zufalls zur unmöglichen Beantwortung überstellt; wäre ich nicht so allein, so einsam und verloren, dass ich die physikalische Unmöglichkeit dieses Zustands nicht erkannte; hätte ich nicht so sehr Angst vor der Überwindung eben genau dieser, meiner Einsamkeit, dass mir die physikalische Unmöglichkeit dieses Zustands immer wieder als widerspruchsfrei erschiene und wären wir nicht alle so weit von unserer eigenen Ganzheit entfernt - dann ...“
Dann zögert der englische Naturforscher; hoch aufgeschossen schaut er umher, so dass seine weichen Wangen lautlos flattern.
„Dann ...“
Die Schultern unter seinem langen Mantel zucken.
„Gut gesagt!“, ermuntert ihn Immanuel.
„Scheiße! Fuck!“, grunzt Isaac und schüttelt sich. Diesmal flattern seine Arme.
Georg grinst, schweigt aber.
„Eben hab ichs noch gehabt!“, flucht der Engländer.
Und auch ich grinse jetzt. Doch ich helfe ihm:
„Dann wäre sowohl eine welt- als auch selbstanschaulische Grundlage gelegt, um etwaigen Ärger oder Unfrieden, sogar Krieg, ein Ende zu bereiten, weil man den Anderen, den Gegner, den Feind nicht mehr als außerhalb des eigenen Ichs verorten könnte. Der Andere muss Teil von mir sein, weil ich eine Gegnerschaft zu ihm aufgebaut habe. Hätte meine eigene Weltanschauung nicht mehr ihren Alleingültigkeitsanspruch, müsste ich sie nur derart reformieren, dass auch die Weltanschauung des Anderen darin einen gleichberechtigten Platz finden könnte. So werden Welt- und Selbstanschauungen zu dem, was sie im Urgrund sind: Anschauungen.“
Als Antwort schüttelt Isaac mit dem Kopf. Wieder flattern seine Wangen.
„Das hab ich nicht gemeint“, sagt er, und ich fühle leichte Enttäuschung - so als wäre mein eigener Alleingültigkeitsanspruch nicht erfüllt worden.
„Ich meine, dass...“
Erneut zögert er.
„Was folgt daraus?“, bemüht sich nun Immanuel, damit sein englischer Kollege den Faden wieder aufnehmen kann, während Sigmund und Thomas noch immer keinen gemeinsamen Nenner finden - auch wenn sie beide eigentlich von zwei unterschiedlichen Erscheinungsformen des Einen und Selben reden.
Dann lacht Isaac plötzlich und unvermittelt. Er wirft den Kopf in den Nacken, so dass nun wiederrum die Haare seiner Perücke wild flattern.
„Verzeihen Sie, verehrter Jan, aber ich glaube, ich will gar nicht so etwas tiefschürfendes zum Besten geben“, sagt er.

„Ich möchte wohl einfach nur sagen, dass wir uns im Anbetracht solcher fundamentaler Erkenntnisse eine Menge Ärger ersparen würden. Und dass vor allem ich in meinem realen Leben Grundbedingungen des Lebens angenommen habe, deren Bedeutung null und nichtig sind. Ich hätte alles viel einfacher haben können...“
Auch Immanuel lacht nun, denn wohl ebenso er, der Philosoph, hat natürlich etwas Bedeutendes, Monumentales erwartet anstelle dieser einfachen Wertschätzung von Sinnhaftigkeit.
Er klatscht leise Beifall. Dann freut er sich:
„Ich denke, das geht uns allen so, die sich entschlossen haben, ihre tiefsten inneren Erkenntnisse zu leben anstatt sie entweder zu verdrängen oder in die Welt hinaus zu posaunen und damit erst einmal von Anderen deren Praktizierung zu erwarten.“
Und während auch ich mich freuen und einen wohlfeilen Kommentar zum Edlen der Handlung in die Runde werfen möchte, hat auch Bento eine Bemerkung parat: „Sie mögen sich ja ärgern über Dinge, die Sie im Nachhinein wissen, weil Sie diese nicht im Vornherein gewusst haben. Ich aber sage Ihnen: Hätten Sie dies alles im Vornherein gewusst, dann hätten Sie genau jene Dinge wohl im Nachhinein vergessen.“
Dann lacht er. Leise und fast nur für sich selbst. Er fügt ergänzend hinzu:
„Man muss die kompliziertesten Sachverhalte annehmen, um ihnen ihre Einfachheit erst entreißen zu können. Gleichsam hieße, es sich einfach machen, der Komplexität des Weltenlaufes nicht genüge tun zu können.“
Dann schweigen wir..."



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